Niemandsland
"Diese Bilder stammten aus einer Mikro- oder Makrowelt, unzugänglich für unsere Augen, sichtbar nur mit Hilfe von Apparaten. Die Aufnahmen gingen einen weiten Schritt über unsere Sinnesorgane hinaus. Sie dokumentierten Dinge, die einerseits real, andererseits so wenig wahrnehmbar und mit Händen zu greifen waren wie Sternennebel oder die im Innern unseres Körpers aufgewickelte DNA.
Wenn ich mit kühlem Kopf hinschaute, musste ich einräumen, dass sie an Bilder aus der Forschung nur erinnerte. Weder kamen die Aufnahmen aus der Astronomie noch aus der Botanik, geschweige denn Zellbiologie. Die Fotos ließen sich keiner einzelnen Disziplin zuordnen. Im Gegenteil, sie vermischten diese oft, eigentlich auf jedem Bild.
Warum strahlten die Kugelblüten auf den Bildern wie elektrisiert? Warum leuchtete jede Hülse, jedes Blättchen aus sich heraus? Verkehrte Welt: Sonne und Himmel waren schwarz, alle Objekte darunter gleißend hell.
Niemandsland führe organische Reste vor Augen, die uns nah, vertraut seien, doch leicht übersehen würden, schrieb ich den Franzosen. Man sähe hier eine Vogelfeder in einem Teich absinken; ein Gebüsch, in das der Blitz einschlägt; einen Schnitt durch Kompost. Man sähe Haar und Wurzeln, und krause Fäden, die beides sein könnten; genauso wie die Mirabellen Asteroiden. Alles hier sei mehrdeutig, im Fluss, und ebendies der Grund, warum UKs Fotogramme lebendiger wirken als die Experimente der Bauhaus-Zeit. Was Nagy und Ray und Christian Schad hervorgebracht hätten, sei flach geblieben, abstrakt, Geometrie. Diese Serie biete Schichten, Tiefe, Räumlichkeit.
Doch jetzt bemerke ich zum ersten Mal, wie schön sie sind. Vielleicht finde ich sie deshalb schön, weil ich keinen Ort darauf einfach wiedererkenne, an keine Realität gemahnt werde. Diese Naturszenen existieren allein auf den Fotos, nirgendwo sonst. Sie sind wie eine Welt neben der Welt, wo nicht der Himmel, sondern alle Gewächse darunter leuchten.
Wieder und wieder die weiße Aura einer Pflanze, die Aura von Blattformen, immer auch Planeten, die sich gegenseitig anstarren. In einer solchen Nebellandschaft haben wir früher unsere Ahnen und Dämonen gesehen. Ich schaue in eine Welt, die sich aus organischen Kleinteilen zusammensetzt: obwohl sie aus schierem Licht bestehen, mache ich Schoten, Erbsen, Samenkapseln aus."
Naak Wattapongsiri*
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 4 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 5 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 6 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 8 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 17 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 25 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 33 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 49 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 52 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 57 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 58 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 60 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 62 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 65 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 68 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 71 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 73 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland Nr. 77 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
Uwe Klos, aus dem Zyklus Niemandsland ** Nr. 84 , Silber-Gelatine Fotografie, Unikat
*Über eine Fotoreihe von Uwe KlosVon Steffen Friede, aus dem Katalog "Niemandsland", 2017.
Uwe Klos . Cossengrün 55 . D-07973 Cossengrün
.